Noch immer zieht es uns hinab, das Zurückliegende, vor allem die eigene Kindheit. Es ist, als flösse die eigene Substanz in eine klebrige Lache, als löste sich das Ich in Zähflüssigem auf, in Teer. Ganz anders wäre es, tauchte man die Hand in kühles Wasser. Der Eindruck wäre ein anderer. Stürzte man sich ins Wasser, spränge man hinein, man spürte keinerlei Unbehagen, nicht die geringste Furcht, sich in ihm aufzulösen. Im Klebrigen jedoch können wir uns nur verlieren. Wir lösen uns auf, eben weil das Klebrige dabei ist, sich zu verfestigen. Man klebt daran, zappelt und kommt nicht mehr los, von der Mutter, vom blankpolierten Stahl, vom magnetischen Eisen und dessen saugender Weichheit. Da hilft es nicht, spreizt er seine Hände, um das Klebrige loslassen, abzustreifen, wegzuwischen. Es haftet an ihm, bleibt haften, saugt ihn an, diese weiche, schleimige, weibliche Aktivität, die alles in sich hineinzieht wie der Abgrund einer tiefen Schlucht oder ein dunkler sich drehendet Mahlström, die Rache des An-Sich. Damals, als der Junge mit dem Kampfflugzeug in erhobner Hand durch sein Zimmer lief, plantschten Trixi und Gabi in ihrem großen Swimmingpool, balgten sich lachend, spritzten herum, während ein dicker Bub in der Nachbarschaft sich mit einer Regentonne begnügen musste und davon träumte, Trixi und Gabi, die ihn mit Verachtung straften, würden an den Beckenrand geschleudert, tauchte er seinen Kopf unter in der längst schleimigen Brühe. Später wurde er so dick, dass seine Fettmassen, beugte er sich mit nacktem Oberkörper aus dem Fenster, den Fensterrahmen zu sprengen drohten. Ganz schien er mit dem Haus verwachsen. Vergangenheit und Gegenwart, innen und außen, oben und unten, das Fenster als Schließmuskel, gefangen im Abflussloch. Eine Fensterexistenz. Aber aus dem Fenster drohte er nicht zu fallen, mochte er noch so sehr nach außen wuchern, und sei es, damit seinem Auge nicht die kleinste Bewegung verborgen bliebe. Nein, aus dem Fenster fallen konnte er nicht, steckte doch sein Unterleib, für Außenstehende nicht zu sehen, immer noch in der Regentonne, in seiner Kindheit, einem umfunktionierten Ölfass, mochte dieses auch längst verschwunden sein. Gefangen im Durchgang, im Haus der Verzweiflung, in der absoluten Einsamkeit. Alles andere als ein Planet Mensch, da bahnlos.